Konzertprogramm 27.8.2014, Hildesheim (Dom)

Hildesheimer Dom (Foto: Paulis)
Johann Sebastian Bach
Praeludium et Fuga in Es BWV 552
César Franck
Fantaisie en la
Modest Mussorgsky
Bilder einer Ausstellung

Presseecho

Wie der Mittwoch zum Festtag wird

Eberhard Lauer begeistert im Dom mit Orgelkonzert

Birgit Jürgens

Hildesheim. Dieses Spiel geht unter die Haut. Klangbilder von erhabener Schönheit breiten sich aus im zweiten Konzert der Dom-Orgelreihe „Domorganisten Deutschlands zu Gast“. Bereits die ersten Töne aus Johann Sebastian Bachs Präludium Es-Dur (BWV 552/I) berühren, als der Hamburger Organist Eberhard Lauer glanzvoll an der restaurierten Seifert-Orgel die 200 Konzertbesucher begrüßt.

Lauer, der Kirchenmusikdirektor an der Domkirche St. Marien zu Hamburg ist und der zudem als Professor für Orgel an der Musikhochschule in Lübeck lehrt, verleiht dieser bekannten Musik aus Bachs „Drittem Theil der Clavierübung“ improvisatorischen Schwung. Der Organist steht mitten im Werk und kultiviert musikalisch rhetorisch gewandt die unerwarteten Momente und den Stilreichtum im Präludium und der Fuge des Bach'schen Werkpaares.

Reiche und breite Klangpracht

Es ist überdies ein Blick- und ein „Hörfang“, den sämtliche Organisten in der Reihe „Domorganisten Deutschlands zu Gast“ bieten. Denn nach der Domsanierung kann die Seifert-Orgelanlage nicht nur in satten, aber auch samtweichen Farben strahlen, sondern man sieht und erlebt die Interpreten direkt im Kirchenraum dank des fahrbaren Spieltisches.

Durch die romantischen Werke dieses Konzerts fließt die reiche und breite Klangpracht der Orgelanlage. Den Spannungsreichtum in César Francks 1878 komponierter Fantasie A-Dur aus den „Trois pièces pour grand orgue“ inszeniert Lauer mit zarten, weichen bis kräftigen Farben. Hier kommen die exorbitanten Klangmöglichkeiten des Instruments zu voller Geltung, als (scheinbare) Idylle auf triumphalen, mächtigen Sturm trifft.

Es bleibt insgesamt das Gespür Lauers für Raum, Werk und Instrument, das dieses Konzert zu einem Erlebnis gedeihen lässt. Und es sind die mannigfachen Bilder, die der Künstler in die Werke quasi komponiert. So scheint es nur sinnig, dass der vielfach ausgezeichnete Organist den farbenprächtigen Abend mit Modest Mussorgskis Werk „Bilder einer Ausstellung“ beschließt (Orgelbearbeitung: Eberhard Lauer). Einfallsreich registriert und dynamisch geschliffen zieht dieser programmatische Zyklus, der auf Werken des Mussorgski-Freundes Viktor Hartmann basiert, durch den Dom.

Ein schillerndes Tongemälde

Mit Witz und Würze spielen sich etwa die streitenden Kinder („Die Tuilerien“) in den Vordergrund, oder das quicklebendige, furiose Markttreiben („Limoges. Der Marktplatz“) breitet sich vor Augen und Ohren des Publikums aus.

Und die Orgel? Sie darf und soll dann auch mal kräftig und dominant donnern, wenn „Das Heldentor“ („in der alten Hauptstadt Kiew“) sich im Fortefortissimo als schillerndes Tongemälde öffnet. Und so bleiben sinnfällige Bildeindrücke zurück, die sich in die schlichte, helle und zugleich prächtige Schönheit des Doms wunderbar einfügen.

Kräftiger Beifall vom Publikum für dieses Klangfest mitten in der Woche. Hier wird der Orgel-Mittwoch der Dommusik, der zuvor ähnlich konzipiert sonntags in St. Magdalenen und im Dom stattfand, zu einem besonderen Festtag.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 29.08.2014